Die Beziehung im Yoga

Innere Sicherheit, Yoga und Beziehung

Letzten Samstag hab ich mich ganz schön jung und urban gefühlt, als ich erst gegen 3 Uhr Nachts nach hause kam. Todmüde und bereit ins Bett zu fallen musste ich jedoch feststellen, das an Schlaf nicht zu denken war: die WG unter mir feierte so laut, das selbst mein Bett vibrierte.
Bereit mich zu beschweren und meinen heiligen Schlaf zu verteidigen, stürzte ich eine Etage tiefer und klingelte Sturm. Die Tür ging auf und lauter freundliche Studenten luden mich ein. Ein bisschen überwältigt von so viel Gastfreundschaft verbrachte ich letztendlich den Rest der Nacht in einer verrauchten WG Küche.
Und fragte mich am nächste Tag, wie es dazu eigentlich kommen konnte.

Die Antwort kommt aus unserer menschlichen Entwicklung: evolutionär betrachtet ist das primäre Bedürfnis des Menschen das Bedürfnis nach Sicherheit. Und Sicherheit können wir auf zwei Arten herstellen:

  • durch Verteidigung und Abgrenzung

oder

  • durch Verbindung und Beziehung

Mit der ersten Strategie wird das sympathische Nervensystem angesprochen. Wir produzieren die Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Unser Körper macht sich bereit um zu kämpfen oder zu fliehen.
Mit der zweiten Strategie wird das parasympathische Nervensystem aktiviert. Wir produzieren das Wohlfühl- und Bindungshormon Oxytocin. Unser Körper macht sich bereit, sich zu erholen und zu regenerieren.

Wenn wir uns des menschlichen Grundbedürfnisses nach Sicherheit, und der beiden Strategien zum Erreichen dieses Ziels, bewusst werden, so macht sehr viel menschliches Verhalten plötzlich Sinn. Mein Verhalten am Samstag Nacht. Aber auch viele globale und politische Entscheidungen.

Doch letztendlich ist es immer auch eine individuelle Entscheidung:
Schaffe ich mehr Sicherheit in meinem Leben durch Verteidigung, Abgrenzung und das ziehen einer höheren Mauer? Oder durch Verbindung, Beziehung und das Bauen eines längeren Tisches?

Beide Strategien können wir auch im Yoga anwenden: gegen uns selbst kämpfen oder mit uns in eine freundliche Beziehung gehen.

Um mit sich selbst im Yoga in Beziehung zu gehen:

  • Höre zu: Doug Keller empfiehlt in seinem Pranayama Buch „Refining the breath“ sich der Atmung zunächst mal bewusst zu werden, bevor man sie verändert. Welche Qualität hat deine Atmung? Ist sie tief oder flach? Gleichmäßig oder unruhig? Oftmals gibt uns die Qualität der Atmung auch Aufschluss darüber, wie es uns geht, was für Gefühle und Gedanken uns beschäftigen.
  • Bekomm ein Gefühl für deinen Körper: bevor du mit anstrengenden Yoga Haltungen beginnst, nimm erstmal war: wie geht es deinem Körper? Was könnte ihm gut tun? Was solltest du eher vermeiden in der Yoga Praxis? Dann beginne mit kleinen, freundlichen Bewegungen.
  • Gönn dir Savasana: nimm dir wirklich Zeit, um am Ende einer Yoga Praxis die Erfahrungen zu integrieren und Körper, Atmung und Geist noch mehr in die Ruhe und Regeneration zu bringen.